Es gehört mit Sicherheit zu den beliebtesten Smalltalk-Themen überhaupt – das Wetter. Jeder hat dazu eine Meinung und allzu oft passt uns irgendetwas daran nicht. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, als Mitteleuropäer sind wir mit den 4 Jahreszeiten vertraut. In der Schule gelernt, wurde jeder Zeit ein typisches Wetterbild zugesprochen. Doch diese Grenzen verschwimmen seit Jahren zunehmend. Grund für den Klimawandel sind wir Menschen sowie die Auswirkungen der Industrialisierung und vor allem Globalisierung. Das sich das Klima auf unserem Planeten verändert, ist Fakt. Wie also umgehen mit länger werdenden Hitze-Perioden und Dürre, gefolgt von gewaltigen Starkregen und Flutgefahr? Vordenker-Stadt Leipzig widmet sich der dem visionären Konzept der Schwammstadt. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Diese 3 Grundprinzipien bilden das Fundament der Idee. Möchte man zukünftig Immobilien bauen, so müssen Dürre und Starkregen mit bedacht werden. Ziel ist es, so viel Regenwasser wie möglich effektiv zu speichern um folglich darauf zurückgreifen zu können, wenn es benötigt wird. Aufgefangenes Wasser entlastet das Kanalnetz, kann zur Bewässerung von Grünanlagen verwendet werden und durch die Verdunstungskälte den urbanen Raum kühlen.
In unserer Lieblingsstadt Leipzig beginnt die Schwammstadt in der Permoserstraße. Genauer gesagt auf dem Forschungs-Gründach des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Unter Leitung von Prof. Dr. Roland Müller forscht hier ein Team aus Umwelt- und Biotechnologen an den effektivsten Systemen der Dachbegrünung, denn die Dächer der Stadt gelten als ein sinnvoller Speicherort. Mittels Wassermanagement und Flächengestaltung sollen so künftige Neubauimmobilien zur Lebensqualität beitragen und klimatische Veränderungen intelligent nutzen.
Wie bereits erwähnt, sollen begrünte Dächer effektiv Wasser speichern. Ob einfache Bepflanzung oder bewässerte Teichanlagen mit Wasserspeichern – entgegen noch oft verwendeter Dachpappe oder Kies kann das Gebäude so gegen Hitze isoliert werden und durch die Verdunstung zum Mikroklima beitragen. Während der kühleren Tage schützen Gründächer gegen Kälte. Zusätzlich soll Niederschlag in Wasserspeichern auf naturnahen Flächen oder in unterirdischen Wannen gespeichert werden. Das gesammelte Wasser kann später zur Bewässerung oder über die Verdunstung zur Temperaturabsenkung genutzt werden. Auf dem Areal des Freiladebahnhofes Eutritzsch, auch als Wohnquartier „Leipzig 416“ bekannt, entstehen aktuell solche Anlagen. Die Stadt Leipzig fördert den Bau von Gründächern seit 2020 und ist mit dem Neubau-Wohnquartier 1 von 12 subventionierten Modellstädten in ganz Deutschland. Hier kommen Architekten, Investoren, die Stadt Leipzig, die Wasserwerke und Planer zusammen um genau zu berechnen, was nötig ist, um als Schwammstadt nachhaltig zu bauen.
Doch nicht nur Neubau, auch Denkmalimmobilien und Bestandsimmobilien sollen genutzt werden. Zwar ist es hier nicht ganz so einfach wie im Neubau, jedoch können einzelne Elemente auch hier Verwendung finden. So sollen beispielsweise die Innenhöfe im Leipziger Stadtteil Grünau durch leichte Umbauarbeiten zur blau-grünen Stadtentwicklung beitragen. Auch Dächer gibt es hier mehr als genug, am Ende macht es die Summe.
Das Prinzip der Schwammstadt soll bei sämtlichen Vorhaben und Planungen mit bedacht werden. Wo kann ein Wasserspeicher mit verbaut werden? Wie gestalten wir Dächer, Fassaden und Freiflächen? Viele kleinteilige Maßnahmen sollen in Leipzig möglichst viel Wasser zurückhalten können. Mit einer geschlossenen Wasserbilanz kann so auch entspannter mit dem Grundwasser umgegangen werden, da ja neues Wasser nachkommt.