Nachhaltige Architektur für zukünftiges Klima

Die Zeit in der wir leben ist geprägt von unendlichen Möglichkeiten. Schon Al Pacino in seiner Paraderolle als Tony Montana (Scarface) wusste: „The world is yours“. Dabei scheinen sich die Zeiger auf unseren Uhren mit jeder neuen Minute schneller zu drehen. Was früher eine Woche dauerte ist heute mit einem Toucaufs Display erledigt. Seit dem Verlassen der Höhlen entwickeln wir Menschen uns exponentiell – höher, schneller, weiter ist das Motto unserer Spezies. Doch zu welchem Preis? Gerade in den letzten Dekaden haben wir diese Entwicklung massiv auf Kosten unseres Planeten  vollzogen. Schnell sichtbarer Erfolg scheint mehr wert als das Überdauern der Errungenschaft. Nun stellt das Klima die Rechnung dafür.
Bei der Veränderung vom Klima und den daraus resultierenden Extremen wird uns deutlich klar gemacht, wie nah wir am Abgrund stehen. Dabei ist all unsere Entwicklung unwesentlich, wenn eine Dürre den Ernteausfall bringt oder Überschwemmungen ganze Landstriche vernichten. Wir alle wissen, es gibt nur einen Planet Erde.
Umdenken ist oberste Prämisse. Die sich in Wien befindende Ausstellung „Critical Care“ befasst sich mit dem Zusammenhang von Architektur und Klima. Wie in dem Artikel der “Welt am Sonntag“ berichtet wurde, gehen 8 Prozent der CO₂-Emission auf das Konto der Zementwirtschaft. In den nächsten 40 Jahren sollen schätzungsweise 230 Milliarden Quadratmeter bebaut werden. Es gilt also auch in der Architektur umzudenken und mit neuen Projekten neue Wege zu gehen. Die Ausstellung vereint 21 visionäre Beispiele aus unterschiedlichen Kontinenten. 

Das „Friendship Center“ in Bangladesch:

2012 begann der Bau mit vor Ort gebrannten Ziegeln. Die Region steht unter ständiger Flutgefahr. 2,5 Meter über dem Grund zu bauen wäre erheblich kostenintensiver geworden. Stattdessen wurde der Bau noch tiefer gelegt, sodass das Haus kaum über Bodenhöhe ragt. Die Inspiration dazu kam von alten buddhistischen Klöstern. Den Schutz biete ein Flutdamm, Belüftung und Kühlung schaffen irregulär geplante Höfe und begrünte Dächer.

Die 60er-Jahre-Plattenbauten der Cité du Grand Parc in Bordeaux:

Der Abriss des in die Jahre gekommen Baus wäre teurer geworden als die Sanierung. Auch für das Klima, denn ein Neubau bedarf erheblich mehr Ressourcen. Hier ist die Neugestaltung von Bestand nachhaltiger und so konnten 500 Sozialwohnungen mit Panoramablick über Bordeaux entstehen – ein Mehrwert für den gesamten Raum.

Pondicherry in Indien:

Hier werden Häuser mit einer in den 70er-Jahren entwickelten Technik aus Lehmziegeln und -mörtel erbaut. Anschließend werden diese mit Ziegeln und Töpferwaren befüllt und als Ganzes gebrannt. So kann das Haus sein eigenes Baumaterial produzieren.
Angelika Fritz, eine Kuratorin der Ausstellung, sieht die Zukunft des Bauens offensichtlich in der individuellen Anpassung an regionale Gegebenheiten. Der „verführerische internationalistische Gedanke“, mit dem sie die Moderne beschreibt, muss spätestens mit der real existierenden Klimakrise ein Ende nehmen. Beton und Stahl galten als Universallösung für die Modellstädte des 20. Jahrhunderts, aber dieser Gedanke setzt unerschöpfliche Ressourcen voraus – eine Utopie, der es entgegen zu denken gilt, dem Klima und dem Leben zu Liebe!
Photo by Chris Barbalis on Unsplash